Stellen wir gegenüber: Wofür arbeitet der Arbeiter im Kapitalismus? Für Geld, das er „auf die Hand bekommt“. Dass das der Preis seiner verkauften Ware Arbeitskraft ist, dem „Unternehmer“ / „Arbeitgeber“ geopferte Lebenszeit, lassen wir mal dahingestellt.
Er verdient Geld, damit er in der Zeit, die ihm für sich bleibt, für sich und die, die ihm wichtig sind, ein möglichst angenehmes Leben einrichten kann, zumindest materiell. Sprich, erhält er viel Geld, wurde seine Ware Arbeitskraft also hoch bewertet, so kann er sich sichtbar materiell mehr leisten.
Alles Andere spielt praktisch keine Rolle.
Formaljuristisch ist das Ganze unter den Bedingungen des „Volkseigentums“ ja ganz anders. Er ist ja selbst der Miteigentümer, insoweit er zum Volk gehört. Allein „davon kann er sich nichts kaufen“. Sozialismus schließt entsprechende Lebensbedingungen unbedingt ein – theoretisch. Praktisch wurden die Verhältnisse noch zusätzlich verwirrt, indem Grundexistenzbedingungen wie Wohnen, Grundnahrungsmittel und einiges Andere per Umlage auf eine symbolische Minimalbepreisung heruntergedrückt wurden. Das schloss die Möglichkeiten, ein kulturvolles Leben zu führen ein. Solche „Subventionen“ mögen löblich sein, in einem dafür nicht eingerichteten Umfeld bewirken sie das Gegenteil dessen, wozu sie gedacht waren.
Die sichtbare Messbarkeit der „Wert“schätzung durch Preise ist ja geblieben – im eigenen System und im Schaufenster im „überlebten“ anderen. Gleiches gilt auch für die sichtbaren Löhne. Nur sind diese aus einer Vielzahl von Gründen niedriger. Wir dürfen hier noch die ungleiche Arbeitsproduktivität ausklammern. Das Ergebnis zählt: Der „ausgebeutete“ kapitalistische Arbeiter verdient mehr Geld als der „Volkseigentümer“.
Nun trifft das auch noch in unterschiedlichem Umfang zu: Unter kapitalistischen Bedingungen werden gerade echte und angebliche Spitzenleistungen sowie Verantwortungsträger überdimensional hoch bezahlt; genau diese Differenzierung aber sollte vorsichtig abgebaut werden. Daraus erwächst ein Gefälle, dass gerade potentielle Spitzenkräfte sich kapitalistisch höher bewertet sehen. Ein dauerhafter brain drain setzt ein. Muss man kapitalistische Regeln einhalten, bleibt einem nur die zweite Garnitur. Die Erfindungen, die die Gesellschaft voran brächten, werden nicht in den geistig ausgetrockneten Pseudo-Sozialismus gemacht, seine „Überlegenheit“ erscheint immer alberner.
Um dem entgegen zu wirken, werden Mauern errichtet, die das Gefühl des Eingesperrtseins zur Sehnsucht in eine vage Freiheit verwandeln. Ein Teufelskreis hat begonnen.
Auf der anderen Seite steht das Recht darauf, so arbeiten zu dürfen, wie man mag. Logisch, dass so etwas ausgenutzt wird. Im Kommunismus, meinetwegen auch schon im entfalteten Sozialismus ist das normal, die Ausübung des „Rechts auf Faulheit“ und der „Nutzung des Arbeitsumfeldes zu persönlicher Kommunikation“, zwei aus meiner Warte wünschenswerte Errungenschaften. In der „Systemauseinandersetzung“ bedeutet es nur eine niedrigere Arbeitsintensität und damit niedrigere Arbeitsproduktivität.